Heute Mittag im Bahnhof Bern auf dem Weg zu einem Corona-kompatiblen Treffen mit einem früheren Kollegen hat diese « dynamische »* Werbung meine Aufmerksamkeit geweckt:
Werbung im Bahnhof Bern für die höchsten Mindestlöhne in der Einzelhandelsbranche
Das letzte Diabild habe ich ausgelassen, um keine Namen zu nennen. Es handelt sich um einen Einzelhandelsdiscounter, der vor circa zehn Jahren neuen Schwung in die ansonsten eher festgefügte Schweizer Einkaufswelt brachte.
Eine geraume Weile habe ich mich gefragt, was mich an dieser Werbung stört. In der Tat: an der Oberfläche ist ihr nichts entgegenzuhalten. Höhere Mindestlöhne sind eine tolle Sache für die wenig verdienenden Mitarbeitenden dieses Unternehmen. Und Gutes zu tun und darüber zu reden ist zwar nicht jedermann und -frau gegeben, aber es gehört zum A und O der Öffentlichkeitsarbeit.
Auf dem Rückweg durch den Bahnhof zur Zugfahrt nach Hause geht mir endlich das Licht auf. Es ist die Wortwahl, die mich stört. « Wir belohnen… » sagt die Anzeige, wo mein Sprach- und Gerechtigkeitsempfinden eher ein « Wir entlöhnen… » sehen möchte.
Belohnen: (i) (zum Dank, als Anerkennung für etwas) [mit etwas] beschenken, auszeichnen, (ii) (eine Tat, eine Leistung) anerkennen, vergelten
Entlohnen (schweizerisch entlöhnen): jemandes Tätigkeit, Arbeit bezahlen
Quelle: Duden online
Aber vielleicht betreibe ich hier nur Haarspalterei, denn die Sozialpartner sind sehr zufrieden mit dieser Erhöhung der Mindestlöhne als handfestem Ausdruck der Wertschätzung der Mitarbeitenden.
* Es ist mir dafür kein besserer Ausdruck in den Sinn gekommen – vielleicht kann mir jemand aus der Werbebranche das passende Wort zuflüstern?
Ende Juni 2018 ist meine Mutter – circa 12 Jahre vor der statistischen Lebenserwartung – in einem Spitalbett gestorben. Nicht am über 4 cm grossen Knoten in der Lunge. « Dieser ist die geringste meiner Sorgen. », sagte ihr behandelnder Arzt. Nein, es war ihr Herz, dass nach einer längeren chronischen obstruktiven Lungenerkrankung schliesslich aufgab. Gemäss Wikipedia sind 90% der an chronischer Bronchitis Erkrankten Raucher oder Ex-Raucher.
Bevor ich sterbe… (Jardins participatifs du Port de Fribourg, Mai 2016)
Sie war 17, als sie während eines Italienaufenthalts mit dem Rauchen anfing, teils aus Langeweile, teils, weil es als schick galt. Trotz verschiedensten Versuchen während ihres Lebens sowie vergeblichen Warnungen ihrer Ärzte und Bedenken von Familienmitgliedern (was sie jeweils besonders ärgerte) schaffte sie es nie, dem Glimmstängel für mehr als ein paar Wochen adieu zu sagen.
[Deine Mutter] war eine so fröhliche, erfrischend einfache, aber sehr warmherzige Person. Ich habe sie sehr gemocht und mich in ihrer Anwesenheit wohl gefühlt. Es war stets wegen all der Kinder fröhlicher Jubel, Trubel, Heiterkeit und eine gute Stimmung. Nach meinem Amerika-Aufenthalt habe ich sie noch einmal besucht und gesehen, weil ich aus irgendeinem Grund deine Schwester aus dem Zirkus zu ihr nach Hause brachte. Wir haben zusammen eine Zigarette geraucht und über alte Zeiten geklönt. … Ja, ein Fest passt gut zu ihr; ich habe sie als eine so lustige und fröhliche, niemandem etwas Böses zutrauende junge Frau in Erinnerung.
Ein entfernter Verwandter erinnert sich
Bestes Investment der Geschichte
« Die Nikotinsucht ist unerhört lukrativ« , titelt die NZZ im Geld & Finanzen-Teil ihrer Druckausgabe vom 4. Januar 2021 und fragt sich, wie Tabakfirmen zu einem « der besten Investments der Geschichte » werden konnte. Und liefert gleich die Antwort: Zigaretten « verkaufen sich wie Zahnpasta », haben aber « die Margen von neuen Autos. »
Es ist die Sucht, Dummkopf
In der Tat erwirtschaftete die Branche seit ihrer Entstehung jährliche Eigenkapitalrenditen zwischen 14 und 19%. Das liegt daran, schreibt der Autor des Artikels, dass « Raucher ihre Sucht nach Nikotin nur mit Tabak befriedigen können ». Und sie wechseln kaum ihre Marke. So kam es, dass die Industrie seit ihrem Entstehen vor 120 Jahren ihre Preise nie senken musste. Noch besser: die Werbeverbote, die seit 1971 in den USA und anderswo in Kraft sind, hatten unerwünschte Wirkungen. Einerseits erlaubten sie den Firmen, ihre Marketingkosten zu senken und anderseits erschwerte dies Neuanbietern den Markteintritt.
Kein Einbruch in Sicht
Ja, weder Verbote, hohe Steuern noch ein schlechtes Image konnten der Tabakindustrie den Garaus machen. Im Gegenteil, auch die auf über 1’700 Milliarden Dollar geschätzten Folgekosten für das Industrie-Oligopol des 1998 verhandelten Vergleichs mit der zuständigen Behörde brachte keine wesentlichen Veränderungen. Die Firmen erhöhten einfach die Zigarettenpreise.
In der Schweiz sind […] neue Tabak- und Nikotinprodukte, wie die E-Zigaretten, insbesondere unter Jugendlichen auf dem Vormarsch. Gleichzeitig gibt es keine Anzeichen, dass die Zahl der Raucherinnen und Raucher rückläufig ist. So hat das Kinderspital Zürich aufgezeigt, dass im Kanton Zürich 20% der Knaben im Alter von 13 Jahren E-Zigaretten konsumieren und rund 70% der Mädchen und rund 60% der Jungen im Alter von 16 bis 17 Jahren gelegentlich oder regelmässig Zigaretten oder Shisha rauchen bzw. E-Zigaretten konsumieren.
Schweizer Tabakproduktegesetz Schlusslicht in Europa
Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit gibt es in der Schweiz fast zwei Millionen Raucherinnen und Rauchern. Jedes Jahr sterben 9500 Personen vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Es macht mich deshalb wütend, wenn man mir sagt, dass jede Person frei entscheiden kann, ob sie rauchen will oder nicht. Und auch, dass die Schweiz immer noch kein griffiges Werbeverbot für Zigarren, E-Zigaretten und neue Tabakprodukte hat!
Kränze aus Tabakrauch (zwischen 1881 und 1882) – Quelle: Wikimedia
PS: Selber habe ich während dem Büffeln für meine Abschlussprüfung an der Universität mit dem Rauchen angefangen. Zuerst nur ein zwei Zigaretten am Tag, zur Entspannung oder als « Belohnung ». Dann kamen die « nach dem-Essen »-Zigaretten dazu. Und schliesslich rauchte ich bis zu zwei Pakete am Tag, fast 12 Jahre lang. Eine berufliche Veränderung mit einem Umzug in ein neues Umfeld gab mir schliesslich den entscheidenden Kick, um mit dem Rauchen aufzuhören.
Der Ratschlag meines Hausarztes, das – zwar etwas langatmige – Buch von Alan Carr anstatt Nikotinpflaster zu kaufen (welche die Sucht nur unnötig verlängern), gab mir den Willen und die Ausdauer, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich erfuhr am eigenen Körper, wie die Zeit zwischen zwei Entzugsmomenten immer länger wurde. Heute noch habe ich gelegentlich Lust, eine Zigarette zu rauchen, insbesondere wenn mich ein Hauch von frischem Zigarettendunst streift. Zum Glück gehen diese Augenblicke ohne Anstrengung vorbei, und ohne dass ich zur Tat schreite.
Cela fait quelque temps que ce projet a germé en moi. En effet, il y a quelques années, mon compagnon m’avait offert une très jolie caméra compacte pour mon anniversaire. J’aime bien prendre des photos de temps en temps, plutôt en campagne qu’en ville, et plutôt des paysages, des fleurs et d’autres émanations de la nature. Mais parfois, mon regard balayeur trouve une chose insolite, attendrissante ou charmeuse en milieu urbain ou périurbain. Cette page est dédiée à ces moments-là.